Frauenversteher Gabriel

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In welchem Zeitalter leben und arbeiten eigentlich die Kolleginnen und Kollegen des FAZ-Wirtschaftsressorts, darf man sich bei der morgendlichen Zeitungslektüre wundern. Unter einem Foto, das den aktuellen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel entspannt lachend mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Brigitte Zypries zeigt, droht die Headline: „Männer haben es bei Gabriel schwer“.

Oh, Frauenversteher!

Der bemüht sich nämlich derzeit, die Kritik, dass auch der Staat als Arbeitgeber in der Pflicht ist, qualifizierten Frauen mehr Führungsverantwortung zu übertragen, ernst zu nehmen. Seine Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypris soll demnächst in den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn einziehen und vermutlich dort nicht Mauerblümchen spielen, sondern mitmischen. Und eine weitere Frau seines Hauses, Iris Gleicke, ebenso Parlamentarische Staatssekretärin, wird in das Aufsichtsgremium der Deutschen Energie-Agentur (Dena) entsandt und sicher dort keinen Kaffee kochen.

Dass dem Artikel der Satz „Qualifizierte Männer gehen leer aus“ vorangestellt wird, ist mehr als unseriös. Süffisant wird formuliert, ein Staatssekretär, dem der Dena-Posten fest versprochen war, sei im Geschlechterstreit unterlegen, im anderen Fall, ein Topmanager sei ausgebootet worden.

Wenn es wirklich um Qualifikation geht, darf man im Falle von Iris Gleicke fragen, ob eine fünfzigjährige Hochbau-Ingenieurin mit Führungserfahrung, Kenntnissen in der parlamentarischen Arbeit im Bundestag und mit langjährigen Erfahrungen als Staatssekretärin in verschiedenen Ministerien schlechter qualifiziert sei für eine Energie-Agentur als ein 65 Jahre alter Lehrer für Grund-, Haupt- und Realschulen, der einst Senator für Außenhandel in der Hansestadt Bremen war. Und bei der Personalie Zypries dürfte es auch nicht an der Qualifikation mangeln, die die Juristin u.a. als Referatsleiterin in der niedersächsischen Staatskanzlei, als Parlamentarierin, als Verfassungsrichterin in Karlsruhe und als Bundesjustizministerin durchlaufen hat.

Bestens qualifizierte Frauen können eben nicht mehr übersehen werden oder wegen männlichen Posten-Geschachers leer ausgehen.